Marsman und Achterberg: Alfred Schreiber gewinnt James Brockway Prize
Alfred Schreibers Übersetzung Land ohne Ende mit Texten von Hendrik Marsman und Gerrit Achterberg wurde mit dem James Brockway Prize 2023 ausgezeichnet. Das gab der Nederlandse Letterenfonds heute bekannt. Der zweijährliche Preis wird ihm am 11. Juni während des Poesiefestivals Poetry International in Rotterdam überreicht.
Der australische Schriftsteller, Dichter und Übersetzer David Colmer gewann den James Brockway Preis 2021 für seine Übersetzungen niederländischer Lyrik ins Englische.
Der James Brockway Prize ist ein Übersetzungspreis, der auf dem Gebiet der niederländischen Lyrik im Ausland verliehen wird. Der Preis ist nach James Brockway benannt, einem bekannten Übersetzer und Dichter, der sich auf die niederländische Literatur spezialisiert hat. Der Preis wird normalerweise an Übersetzerinnen und Übersetzer verliehen, die herausragende Arbeit bei der Übertragung niederländischer Lyrik in andere Sprachen geleistet haben. Er soll die Verbreitung der niederländischen Literatur im Ausland fördern und die Anerkennung für die Kunst des literarischen Übersetzens würdigen.
Beschreibung Buch
Hendrik Marsman (1899-1940) und Gerrit Achterberg (1905-1962), zwei prägende Gestalten der niederländischen Dichtung des 20. Jahrhunderts, werden hier erstmals in einer Zusammenschau vorgestellt, die dem deutschsprachigen Publikum wesentliche Aspekte ihres Schaffens zugänglich macht.
Mit seinen von ekstatischem Lebensgefühl durchdrungenen Gedichten, die Liebe und Tod umkreisen, wurde der »Vitalist« Marsman schon um 1925 für eine ganze Generation junger Autoren zur Leitfigur. Nach künstlerischer Krise und Neubesinnung bemühte er sich zunehmend um Objektivität und um die Idee einer aus dem Geist mittelmeerisch-europäischer Kultur erneuerten Harmonie menschlicher Gemeinschaft. Der Tod erscheint in ihr als eine Seite einer größeren, ganzheitlichen Lebenswirklichkeit.
Für Achterberg war der Tod geradezu eine vertraute Sphäre, in der zur Ruhe und zu Wort kommt, was sich im gewöhnlichen Leben nicht erfüllen kann. Seine Existenz war tragisch, nicht zuletzt durch ein 1937 begangenes Tötungsdelikt. Obsessiv kreist sein Schaffen um ein Hauptthema: erneut – gleichsam auf mystische Weise – der toten Geliebten im Gedicht zu begegnen. Seine magisch in den Unfarben des Todes leuchtenden Verse machen sie zu einem der ungewöhnlichsten Zeugnisse niederländischer Dichtung.
Kurz vor Marsmans Unfalltod begann ein freundschaftlicher Briefwechsel beider Männer mit der Ankündigung Marsmans, man werde sich wohl bald auch persönlich treffen. Das hat sich nicht mehr ergeben. Die Doppel-Anthologie möchte dies – auf der Ebene ihrer Werke – nachholen.
Leseprobe (Hendrik Marsman)
Erinnerung an Holland
An Holland denk ich,
sehe breite Flüsse
durch grenzenloses Tiefland
träge ziehn,
Reihen undenkbar
lichter Pappeln
hohen Federn gleich
zum Horizonte ziehn;
und im gewaltigen
Raum versunken
die Bauernhöfe
übers Land verstreut,
Baumgruppen, Dörfer,
gedrungene Türme,
Kirchen und Ulmen
in stolzer Verbundenheit.
Die Luft hängt tief
und die Sonne wird langsam
erstickt im schimmernden Dunst,
grau und verschwommen,
und allerorten
wird die Stimme des Wassers
und sein ewiges Unheil
gefürchtet und vernommen.
Land ohne Ende
226 Seiten
€24,90
Verlag: Edition Rugerup
Edition Rugerup
Die Edition Rugerup wurde 2005 von der Herausgeberin und Übersetzerin Margitt Lehbert gegründet. Der Schwerpunkt des Verlags liegt auf internationaler, vor allem angelsächsischer und skandinavischer Lyrik in deutscher Übersetzung oder in zweisprachigen Ausgaben. Sitz des Verlags war bis 2010 Schweden, seit 2011 befindet sich der Verlag in Berlin.
2016 erschien Remco Camperts Roman Hôtel du Nord, übersetzt von Marianne Holberg. Im Sommer 2023 erscheint Camperts Gedichtband Offene Augen, ebenfalls übersetzt von Marianne Holberg.

